Nicht nur Meeresbewohner wie Haie sind durch die Fischerei bedroht, auch die Rechte der in der Fischindustrie arbeitenden Menschen müssen geschützt werden

Menschenrechte Fischerei

Haischutz = Schutz der Menschenrechte

Menschenhandel, Sklaverei, Misshandlungen, schlechte Arbeitsbedingungen, keine Bezahlung, unzureichende Versorgung und vieles mehr sind Alltag auf vielen Fischereischiffen. Durch Profitgier, steigender Nachfrage nach billigem Fisch und gleichzeitig rapide sinkender Fischbestände greift die Fischereiindustrie auf höchst fragwürdige Methoden zurück.

Dabei wird nicht nur das Meer und seine Ressourcen mittels illegaler, ungemeldeter und unregulierter Fischerei (IUU) ausgebeutet, sondern auch die Arbeiter auf den Schiffen. Die Aspekte der Menschenrechtsverletzungen in der Fischereiindustrie sind vielfältig und die Zusammenhänge komplex. Doch IUU und Menschenrechtsverletzungen in der Fischerei können mit den gleichen Mitteln verhindert werden.

 Da der Ozean und die meisten Fischbestände nahezu oder jetzt schon völlig überfischt sind, wird die Fischereiindustrie zunehmend kreativer, um profitabel zu bleiben. Durch IUU-Fischerei kann auf Kosten der Gesundheit der Fischbestände und des gesamten Ökosystems Meer noch einiges herausgeholt werden. Nicht selten wird auf solchen Schiffen Finning von Hai-Flossen, der gezielte Fang geschützter Haiarten oder auch Meeressäuger wie Delfine betrieben. Im gleichen Atemzug werden oft auch die Arbeiter auf solchen Schiffen massive ausgebeutet. Bis zu 60 % der Schiffsausgaben machen die Kosten für die Besatzung aus. Weshalb es nicht verwunderlich ist, dass Fischereibetreiber hier ein hohes Einsparpotenzial wittern. Für einen höheren Profit und einen Wettbewerbsvorteil scheint kein Mittel tabu zu sein. Leidtragende sind dabei immer die Arbeiter, oft Wanderarbeiter und aus Drittländern stammend, die in der Hoffnung bessere Arbeitsbedingungen und höhere Löhne als im Heimatland zu finden angeheuert werden.

Die Fischereischiffe unterliegen den Bedingungen der Flagge, unter welcher sie fahren und den Ländern, deren Häfen sie ansteuern. Einige dieser Bedingungen und Gesetze der Länder begünstigen den Menschenhandel und unmenschlichen Umgang mit den Arbeitern an Board. Die Auswirkungen der Menschenrechtsverletzungen sind weitreichend und vielfältig:

  • Gesetzeslücken verpflichten Kapitäne Arbeiter, ohne Einreisevisum an Bord des Schiffes festzuhalten und deren Pässe einzuziehen. Entsprechend wird ein erheblicher Druck auf die Arbeiter ausgeübt und der Menschenhandel damit offensichtlich gefördert.
  • Arbeitstage von bis zu 20 Stunden, verteilt auf mehreren Schichten unterschiedlicher Schiffe
  • Nur geringe oder gar keine Entlohnung
  • Unzureichende Versorgung mit Lebensmittel und Trinkwasser
  • sexuelle Übergriffe
  • Androhung und Ausübung von Gewalt; Tritte und Schläge bis hin zu Ermordungen

Diese Auflistung kann durchaus noch weitergeführt werden.

Eine der Maßnahmen, um die Einhaltung der Regelungen bezüglich Fangaktivitäten, aber auch in Bezug auf die Einhaltung der Menschenrechte, ist der Einsatz sogenannter Beobachter. Beobachter sind behördlich angeordnete Kontrollinstanzen, die an Board der Schiffe jeglichen Verstoß gegen geltende Gesetze und Richtlinien, also IUU-Fischerei wie z. B. Fangquoten, Fang geschützter Arten, Einsatz verbotener Fangmethoden oder das Finning von Haiflossen und auch Verstöße gegen Menschenrechte kontrollieren und dokumentieren sollen.  In der Theorie ein guter Ansatz und aus Sicht von Sharkproject auch ein wichtiger Baustein, sofern die Beobachte ihrer Arbeit ungehindert nachkommen können. Bisher werden Beobachtern aber nur stichprobenartig eingesetzt, wodurch eine lückenlose Überwachung nicht gewährleistet ist. Doch wo wissentlich IUU-Fischerei und Menschenrechtsverletzungen betrieben wird, sind Beobachter, die diese Verstöße dokumentieren sollen, ebenso gefährdet wie die Arbeiter dieser Schiffe.

 Sowohl IUU-Fischerei und Menschenrechtsverletzungen innerhalb der Fischerei lassen sich auf die gleiche Weise lösen. Es braucht eine transparente und lückenlose Überwachung aller Fangaktivitäten weltweit. Neben dem verpflichtenden Einsatz von Beobachtern bei jeder Ausfahrt gibt es bereits auch technische Lösungen, die dazu beitragen können. Dazu setzt sich Sharkproject gemeinsam mit anderen NGO's auf nationaler und internationaler Ebene ein, um auf die wichtigen Entscheidungsträger Einfluss zu nehmen.

 Was sich genau unter IUU verbirgt, kannst du hier in unserem Beitrag dazu nachlesen.

Informationen

Ziel

Mittels Social-Media-Kampagnen, Unterstützung von Partner-Kampagnen oder Mitzeichnung von offenen Briefen versucht Sharkproject politischen Einfluss zu nehmen und die Öffentlichkeit zu informieren.

Dauer 

Sharkproject wird sich so lange für dieses Thema einsetzen, bis die erforderlichen Änderungen und Anpassungen in der Fischerei umgesetzt wurden.

Links

Human Rights at Sea: https://www.humanrightsatsea.org

Environmental Justice Foundation: https://ejfoundation.org/de/was-wir-tun/ozeane/sklaverei-auf-see

Übereinkommen 188 – Übereinkommen über die Arbeit im Fischereisektor: https://www.ilo.org/wcmsp5/groups/public/---ed_norm/---normes/documents/normativeinstrument/wcms_c188_de.htm

Unabhängiger Bericht zu einem der bekanntesten Fälle der letzten Jahre. Den Todesfall eines Observers auf dem Schiff Win Far No 636: https://www.humanrightsatsea.org/2021/05/19/death-at-sea-independent-case-review-of-kiribati-fisheries-observer-eritara-aati-kaierua/

Artikel von The Guardian aus 2021 zu diesem Fall: https://www.theguardian.com/world/2021/jun/20/death-at-sea-the-fisheries-inspectors-who-never-came-home