EU stoppt Handel mit Makohai aus Atlantik.
Fischereikonferenz im November nun unter Zugzwang.
- Die EU beschließt ein Import- und Exportverbot für Makohaie aus dem Südatlantik – ein wichtiger Schritt gegen Überfischung.
- Artenschutzorganisationen fordern nun globale Schutzmaßnahmen bei der kommenden ICCAT-Konferenz im November.
- Makohaie sind zentral für die marine Artenvielfalt, doch unregulierter Fang gefährdet ihren Bestand im Atlantik massiv.
Brüssel/München/Zürich, den 7. Oktober 2022. Die Artenschutzbehörden der EU haben ein Import- und Exportverbot für Makohaie aus dem Südatlantik beschlossen. Dies ergänzt ein bereits seit 2021 geltendes Verbot für denNordatlantik. Die Artenschutzorganisationen Pro Wildlife und SHARKPROJECT begrüßen diesen Schritt als Meilenstein, um die Plünderung dieser stark bedrohten Art zu stoppen und den Zusammenbruch der Bestände im Atlantik zu verhindern. Sie drängen nun darauf, dass die EU für das Treffen des für den Atlantik zuständigen Fischereiabkommens ICCAT im November wirksame Schutzmaßnahmen auf den Weg bringt, die dann für alle ICCAT-Mitgliedsstaaten gelten, also auch für Nicht-EU-Länder.
Artenschutz und Kommerz prallen aufeinander
Makohaie gehören zu den großen Hochseehaien im Atlantik. Als Beutegreifer nehmen sie eine zentrale Rolle im Ökosystem Meer ein und sind wesentlich für den Erhalt der marinen Artenvielfalt. Die EU ist bis heute der größte Makohai-Fänger im Südatlantik und trägt damit eine zentrale Verantwortung für den massiven Rückgang der Art, die dort bisher ohne jegliche Beschränkungen gefangen werden darf. Die EU-Fischereiabteilung „DG Mare“ vertritt bei internationalen Konferenzen für gewöhnlich die Interessen der spanischen und portugiesischen Fischereiflotten. Die EU-Artenschutzbehörden hingegen wollen das Ausrotten der stark gefährdeten Art verhindern – die Interessen könnten konträrer nicht sein.
ICCAT (engl. Abkürzung für die Internationale Kommission für die Erhaltung der Thunfischbestände im Atlantik), das den Fang von Thunfischen und Haien regelt, kann für alle Mitgliedsstaaten gültige Fangquoten festsetzen oder gar Fangverbote beschließen. „Da bei ICCAT jedoch die Fischereiministerien der Mitgliedsstaaten die Entscheidungen treffen und es für die Haibestände noch immer kein Bestandsmanagement mit Fangquoten und einer Fangquotenverteilung gibt, geschieht hier ohne äußeren Zwang leider wenig“, so Dr. Iris Ziegler von SHARKPROJECT. „Deshalb drängen wir die EU nun, für die nächste ICCAT-Tagung einen Antrag vorzubringen, der den Versäumnissen der Vergangenheit und der Bedrohung dieser Art im ganzen Atlantik Rechnung trägt.“
Seit 2017 liegt eine Empfehlung des ICCAT-Wissenschaftsgremiums (SCRS) auf dem Tisch, die Anlandung von Makohaien aus dem Nordatlantik komplett zu verbieten, um so die wirtschaftlichen Anreize aus dem Fang dieser Tiere zu unterbinden. Für den Südatlantik empfahl das Gremium bereits damals die fischereibedingte Gesamtmortalität auf maximal 2001 Tonnen pro Jahr zu reduzieren. Diese Empfehlungen wurden jedoch seitens ICCAT viele Jahre ignoriert.
2019 wurden auf der CITES-Weltartenschutzkonferenz 2019 erstmals globale Handelsbeschränkungen für alle Bestände der Makohaie beschlossen. Seither müssen Länder glaubwürdig nachweisen, dass ihr Fang und Handel mit diesen Tieren dem Überleben der Art nicht abträglich sind. Angesichts der kollabierten Bestände und der anhaltenden Überfischung sahen sich die EU-Artenschutzbehörden nicht in der Lage, weitere Importe und Exporte dieser Art als ökologisch unbedenklich zu akzeptieren. Ab Jahresbeginn 2021 beschlossen sie zunächst ein Importverbot für den Nordatlantik.
EU-Fischerei stimmt Anlandeverbot im Nordatlantik zu
Erst nach dieser Entscheidung und auf Druck von Artenschutzorganisationen stimmte die EU-Fischereiabteilung beim ICCAT-Treffen im November 2021 einem vorläufigen Anlandeverbot für den Mako aus dem Nordatlantik zu, dassomit für alle ICCAT Mitgliedsstaaten gilt.
Einen ähnlichen Vorstoß fordern SHARKPROJECT und Pro Wildlife nun im Vorfeld der anstehenden ICCAT-Konferenz auch für den Südatlantik. „Die EU-Artenschutzbehörden haben mit ihrer aktuellen Entscheidung für einen Importstopp auch aus dem Süden einen entscheidenden Schritt getan. Nun muss ICCAT folgen und den ungeregelten Fang im Südatlantik beenden. Erst wenn der Raubbau ein Ende hat, hat dieser bedrohte Hai eine echte Chance, dass sich die Bestände von der katastrophalen Überfischung erholen“, so Dr. Sandra Altherr von Pro Wildlife abschließend.
Beschlossen wurde das EU-Importverbot für den Südatlantik bereits am 13. September, dies wurde jedoch erst am 6. Oktober veröffentlicht.
* CITES: Convention on International Trade in EndangeredSpecies of Wild Fauna and Flora
Zusätzliche Informationen:
• SRG Entscheidung: https://speciesplus.net/api/v1/documents/15597 – der wissenschaftliche Name für Kurzflossenmako ist Isurusoxyrinchus
Pro Wildlife ist eine gemeinnützige Organisation, die sich weltweit für den Schutz von Wildtieren und ihrer Lebensräume einsetzt. Unser Ziel ist es, die Artenvielfalt zu bewahren und Tiere zu retten. Dabei ist uns das Überleben der Art in ihrem Lebensraum, aber auch der Schutz des einzelnen Tieres wichtig. Wir setzen uns ein für bessere Gesetze und wirksame Schutzmaßnahmen für Wildtiere. In verschiedenen Ländern unterstützen wir Hilfsprojekte für Tiere in Not, helfen Lebensräume zu erhalten und die Bevölkerung vor Ort für den Schutz von Wildtieren zu gewinnen.
SHARKPROJECT ist eine Artenschutzorganisation, die sich für den Schutz der Haie und ihres marinen Lebensraumes einsetzt. Neben Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit zu Meeresschutzthemen engagiert sich SHARKPROJECT v.a. auch für ein globales Umdenken in Bezug auf die Nutzung unserer Meere, wirklich nachhaltige Fischerei, Reduzierung des Beifangs und die Errichtung von Schutzgebieten. Alle Mitarbeitenden arbeiten ehrenamtlich und alle Spendengelder kommen direkt Haischutz-Projekten zugute. Neben der Dachorganisation SHARKPROJECT International gibt es Landesorganisationen in Österreich, Deutschland und der Schweiz. SHARKPROJECT ist Mitglied der Deep SeaConservation Coalition (DSCC), Seas At Risk, der Transform Bottom Trawling Koalition und setzt sich für ein Moratorium gegen den Tiefseebergbau und ein Verbot von zerstörerischen Fangmethoden ein
Deine Ansprechpartnerin Tina Reiterer
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