Sharkproject ist akkreditierter Beobachter bei ICCAT & IOTC und Mitglied beim NGO Tuna Forum

Forderung an die RFMOs

Fins Naturally Attached und verbesserte Überwachung des Finningverbotes in allen RFMO – nicht der einzige, aber ein wichtiger Schritt für verbesserten Haischutz

Wenn nicht jetzt dann wann?

Die Bedeutung von „Finning“ für den Haischutz

Die Haipopulationen stehen weltweit unter dem Druck der Überfischung am Rande des Zusammenbruchs. Schätzungsweise 63 bis 273 Millionen Haie werden jedes Jahr getötet. Mehr als die Hälfte (16 von 31) der ozeanischen Haiarten sind inzwischen als gefährdet oder stark gefährdet eingestuft, und aus kürzlich veröffentlichten Daten geht hervor, dass der weltweite Bestand seit 1970 um 71 % zurückgegangen ist, was auf eine 18-fache Zunahme des Fischereidrucks zurückzuführen ist. Der Zusammenbruch der Haipopulationen hat auch weitreichende Folgen, da Haie bekanntermaßen eine wichtige Rolle bei der Aufrechterhaltung ausgeglichener und funktionierender Ökosysteme spielen und zur Kohlenstoffbindung im Meer beitragen, wodurch der Klimawandel eingedämmt werden kann.

Ein wichtiger Grund für die Ausbeutung der Haie ist der äußerst lukrative Weltmarkt für ihre Flossen, wobei viele Haiarten aufgrund ihres langsamen Wachstums, ihrer geringen Reproduktionsrate, der großräumigen Überschneidung mit Fischereigebieten und des Wertes ihrer Flossen besonders gefährdet sind. Ein Schlüsselelement für den Schutz der Haipopulationen ist daher die Abschaffung der unmenschlichen und nicht nachhaltigen Praxis des „Finnings“, bei der die Flossen des Tieres an Bord der Fangschiffe abgeschnitten werden und danach die oftmals noch lebenden Tiere ins Meer zurückgeworfen werden. Das Abtrennen von Haifischflossen ist nicht nur eine verschwenderische und grausame Praxis, sondern verhindert auch ein wirksames Fischereimanagement, da weder die tatsächliche Anzahl noch die gefangenen Arten genau bestimmt werden können.

Lösungen

Vor diesem Hintergrund haben zahlreiche Länder (u. a. die USA, das Vereinigte Königreich, die Europäische Union, Kanada, Australien und Südafrika) und alle großen RFMOs das Abtrennen von Haifischflossen auf See verboten, auch wenn sie bei der Umsetzung ihrer Verbote unterschiedliche Methoden anwenden, die sich in ihrer Wirksamkeit und Durchsetzung erheblich unterscheiden.

Einige Länder stützen sich auf ein Verhältnis zwischen Flossen und Körpern, das es den Fischern erlaubt, die Haifischflossen auf See zu entfernen, solange das Gesamtgewicht der angelandeten Flossen einen bestimmten Prozentsatz des Körpergewichts nicht übersteigt. Dieser Ansatz birgt eine Reihe von Schlupflöchern, da sich beispielsweise die Gewichtsverhältnisse bei verschiedenen Arten und auf die Methoden zum Abtrennen der Flossen von Flotte zu Flotte erheblich unterscheiden. Die Möglichkeit, die Flossen von den Kadavern zu trennen, eröffnet auch die Möglichkeit des "High-Grading", d. h. die Fischer kombinieren höherwertige Flossen mit kleineren Haifischen, die weniger Platz im Laderaum einnehmen.
Ein anderer Ansatz ist das künstliche Anbringen der Flossen: Die Flossen können abgeschnitten werden, müssen aber wieder am Körper befestigt werden, z. B. mit einem Seil oder Draht oder zusammen mit dem Körper in einem Sack. Dieser Ansatz weist nicht nur viele der oben genannten Schlupflöcher auf, sondern gilt auch als unpraktisch, zu kompliziert und zu teuer für Fischereien mit großen Fangmengen. Das Verfahren ist kosten- und arbeitsintensiv und erzeugt zusätzlichen Plastikabfall.

Auf natürliche Weise am Tierkörper befindliche Flossen - Fins Naturally Attached
In Anbetracht der oben genannten Probleme sind sich Wissenschaft und Management inzwischen einig, dass das einzige wirklich wirksame Mittel zum Verbot des Abtrennens von Haifischflossen darin besteht, das Anbringen von Flossen vorzuschreiben. Eine solche Regelung besagt, dass Fischer keinen Hai anlanden dürfen, bei dem nicht alle Flossen auf natürliche Weise am Körper befestigt sind, und dass sie keine Flossen besitzen, umladen oder anlanden dürfen, die nicht auf natürliche Weise mit dem entsprechenden Körper verbunden sind. Auf diese Weise werden die Unklarheiten und die komplizierte Überwachung anderer Ansätze vermieden: Wenn Flossen getrennt von den Kadavern entdeckt werden, ist sofort klar, dass ein Verstoß vorliegt, und es können Sanktionen verhängt werden.

In den letzten 15 Jahren hat eine wachsende Zahl von Ländern auf der ganzen Welt eine "Fins Naturally Attached"-Politik eingeführt, darunter die EU (seit 2013), die USA (2010), Costa Rica (2006), Südafrika (1998) und Kanada (2019) sowie mehrere regionale Fischereiorganisationen (RFMOs). In einem kürzlich vom Marine Stewardship Council (MSC) in Auftrag gegebenen Bericht heißt es: "In den letzten zehn Jahren hat es eine stetige Entwicklung hin zu einer FNA-Vorschrift für Fischereien gegeben, die Haie anlanden, und die FNA wird weithin als 'beste Praxis' angesehen, nicht nur um sicherzustellen, dass kein Haifischflossen-Finning stattfindet, sondern auch, um eine Fischereiüberwachung zu ermöglichen, die das notwendige Niveau erreicht, um ein anpassungsfähiges Management dieser gefährdeten Arten zu unterstützen".

In diesem Bericht wurde festgestellt, dass 19 der 43 führenden Haifischfangnationen der Welt zumindest für einige Fischereien unter ihrer Gerichtsbarkeit eine "Fins Naturally Attached"-Politik verfolgen, was 90 % der 21 Nationen entspricht, die ein Finning-Verbot haben. In Anbetracht des Ausmaßes der Akzeptanz kann man davon ausgehen, dass "Fins Naturally Attached" nicht mehr nur "Best Practice" ist, sondern zunehmend eine Mindestanforderung für ein nachhaltiges Fischereimanagement darstellt.

Die Situation bei den Fischerei Management Organisationen (RFMOs)
Viele Nationen wie z.B. Japan, China, aber auch Neuseeland und viele andere noch immer nicht bereit sind, die Gewinnmaximierung bei der Handhabung von Haien an Bord ihrer Fangflotten einzuschränken - trotz des Wisens um die Bedrohung dieser Tiere und die existierenden Schlupflöcher. Sie haben daher bis heute die Verabschiedung einer strikten Fins Naturally Attached Regelung in allen großen Thunfisch-RFMOs (ICCAT, IAATC, IOTC, WCPFC) verhindert. Obwohl gerade in diesen RFMOs Haie entweder gezielt gefangen werden oder aber ein regelmäßiger Beifang beim Fang von Thunfisch und Schwertfisch sind. Diese haben zwar Finning per se verboten, aber keine FNA Forderung verabschiedet (ICCAT, IAATC) oder lassen trotz existierender FNA Regelung zahlreiche Ausnahmen zu (IOTC, WCPFC), sodass de facto keine Fischerei zu FNA verpflichtet ist und die Überwachung von Verstößen gegen das Verbot von Finning nahezu unmöglich ist. Nur einige kleinere RFMOs wie z.B. NAFO und GFM haben bisher eine umfassende FNA-Regelung eingeführt.

Ziele

Sharkproject setzt sich für die Einführung von Fins Naturally Attached - ohne Ausnahmen bei allen RFMOs ein.

Weltweit, EU

  • SHARKPROJECT engagiert sich als akkreditierter Beobachter beim ICCAT (International Commission for the Conservation of the Atlantic Tuna)
    https://www.iccat.int/en/
  • SHARKPROJECT ist akkreditierter Beobachter beim IOTC (Indian Ocean Tuna Commission)
    https://iotc.org 
  • SHARKPROJECT ist Mitglied beim NGO Tuna Forum 
    https://ngotunaforum.org

Dauer

Bis alle RFMO in denen wir uns engagieren eine verpflichtende FNA Regelung für alle ihre Mitglieder eingeführt haben und deren Überwachung auch umgesetzt haben.

Alle Mitglieder des NGO Tuna Forum und viele weitere Meeresschutzorganisationen, die sich bei den RFMOs engagieren.

Projektverlauf

März 2020 - Akreditierung beim IOTC

April 2020 - Mitgliedschaft im NGO Tuna Forum

September 2020 - Akreditierung bei ICCAT

September 2021 - Veröffentlichung unseres Positionspapiers zur Fischereireform inkl. der Forderung nach Fins Naturally Attached für alle Fischereien

November 2021 - Statement bei ICCAT mit Forderung Fins Naturally Attached einzuführen